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Tagebuch                                                          Archiv 2008            Archiv 2009

 

Das sind die Tagebücher des Jahres 2009. Wenn ihr noch etwas hinzufügen wollt, lasst es mir zukommen. Ansonsten viel Spaß beim Erinnern an Feuer und Eis, Zeremonien und Würstchen am Stock.

 

 

07.12.2009 - Caretaker (Florian)

Es war bitter kalt. Und Kilian war krank. Anders als im letzten Jahr sagte er den Schultag aber nicht ab. Sondern stellte seine Schüler vor die Wahl. Schulfrei, Schule ohne ihn oder gemeinsame Sonntagsschule unter der Bedingung, dass man sich gut um ihn kümmerte, damit er nicht noch kränker würde. Die Wahl fiel einhellig auf die letzte Alternative. So zogen wir gemeinsam und mit veränderten Verantwortungsbereichen zusammen mit unserem kranken "Großvater" Kilian zum Fluss. Die Abläufe wurden leicht verändert, um der Situation Rechnung zu tragen. Erst wurde ein wärmendes Feuer gemacht, dann der Tag rituell eröffnet. Alle waren achtsam, alle halfen mit dass es Kilian gut ging - und uns allen. Am Ende ging es ihm sogar besser als  Morgen.

 

 

07.11.2009 - Herbst (Florian)

Wieder einmal standen die Aktivitäten der Sonntagsschule im Einklang mit der Jahreszeit. Wir gedachten unserer Verstorbenen und erzählten am Feuer Geschichten. Vieles kam in Bewegung in uns, wenig Sichtbares wurde bewegt oder gebaut. Das machte es zu einem besonderen Schultag, zu dem jeder und jede einen Beitrag leistete und so die anderen bereicherte.

 

 

 

 

08.10.2009 - Zeremonie (Florian)

Wenig Wasser und tolles Licht prägten die Oktoberschule an der Oberfläche. Im Wesentlichen aber fand eine Zeremonie für junge Männer statt. An ihrem Feuer konnten sie ihre Dankbarkeit für ihr Leben äußern, Ziele und Visionen formulieren, Dinge befrieden, die im Argen lagen. Vorsichtig und mutig ließen sich die Teilnehmer auf die für sie neue Art ein, mit den Dingen des Lebens umzugehen.

 

 

 

 

25.-27.09.2009 - Neuigkeiten (Florian)

Steinsitze, Spielgeleier, Bratäpfel. Wenn wir meinen schon alles gesehen, alles gemacht zu haben, was man an einem Fluss so machen kann, kommen wieder ganz neue Ideen hinzu, Neues, das man an einem Fluss einfach gemacht haben muss. An diesem Wochenede war es Jonas, der mit seinen Ideen die Sunday School immerwieder nach vorne brachte. Er schnitzte passendes Besteck für jede Gelegenheit, fand früh den Stein, der später die Spiegeleier braten würde, blieb wach für jede Situation und ihre Möglichkeiten. Nicht das die anderen untätig blieben. Kilian baute einen Kanal, David experimentierte mit Feuer, Thomas fand neue Wege, ein Kletterseil gewinnbringend einzusetzen und Linde baute ein Schlangengehege für ihr Schnitzwerk. Alle halfen mit das Feuer in Gang zu halten, Essen zu bereiten und die nötigen Arbeiten im Camp durchzuführen.

Und ich – ich war einfach nur da. Erschöpft von einer Woche, die mich viel Kraft gekostet hatte, saß ich die meiste Zeit am Feuer. Durfte dabei sein, ohne an diesem Tag meinen Beitrag leisten zu müssen, durfte nach langem Kampf meine Wunden lecken und im Kreis der Sunday School genesen. Einfach so.

 

 

09.08.2009 - Entwicklungen (Florian)

Als Kilian uns zu einem "interessanten" Tag begrüßte, wusste noch niemand, was auf uns zukommen würde. Außer dem Wetter, das wie in Wartestellung zwischen Sommer und Regen lauerte, versprach der Tag zunächst nichts Außergewöhnliches. Kleine Bauvorhaben standen im Vordergrund. Auf dem vom heftig strömenden Wasser klanglich eingehüllten Bauplatz entstanden Tipi, Stupas und erste Versuche in Land-Art. Linde baute eine schnelle Bank, nahe am Feuer, das Jonas mit ein wenig Anleitung aufbaute. Zeitgleich mit dem Tanz in die vier Himmelsrichtungen ließ die Strömung nach und es wurde ruhig am Feuerplatz, ruhig genug, dass man sich gut unterhalten konnte. Kilian berichtete vom Ältestentreffen in Vermont und von der positiven Resonanz, die die Sonntagsschule dort hervorruft. Und dann teilte er seine Visionen und Pläne für die Zukunft der Schule. Weiter wachsen soll sie, mehr Menschen erreichen und die besser einbeziehen, die schon mit ihr in Berührung gekommen sind oder die sie mittragen. Seine Begeisterung steckte an. "Was 2005 als Spiel mit Treibholz am Fluß begonnen wurde..."  erreicht jetzt neue Dimensionen. Alle Neuigkeiten hierzu auf unserer Website. Doch ein außergewöhnlicher Tag.

 

 

05.07.2009 - Holzwurmparadies aus dem Wasser  (Kilian)

Das gerade abklingende Hochwasser hatte eine beeindruckende Kulisse beschert: Üppige Treibholzbarrikaden wie noch nie. Trotz der frischen Flut wagten sich einige ins Wasser, nachdem wir beim letzten Mal das Schwimmen in Strömung gezielt geübt hatten. Naturgeschaffene Barrikaden luden zum Balanceakt.

Die Kiesbank war noch mehr zur Insel geschrumpft: Also mußte ein Steg her. An Material fehlte es dafür wirklich nicht. Ein Floß kam auch noch auf die Liste, doch dann wurde es auch von oben noch richtig nass. So entstand erst einmal ein Tisch, der auch als Regenschutz diente. Das rasch entfachte Feuer bot die Wärme, gegrillte Würstchen die Kalorien, die der Regen entzog, und so ließ es sich auch ohne Dach aushalten, fast wie in Feuerland. Und der Tanz zum Abschluß durfte natürlich auch trotz strömenden Regens nicht fehlen. So wie es seither geregnet hat, ist die Zeit der Fluten noch nicht sicher vorbei.

 

 

08.06.2009 - Mutproben (Florian)

Wofür braucht man Mut? Zum Überqueren einer kräftigen Strömung sicherlich. Diese Überwindung gelang heute vier unserer Schüler. Trotz sehr kaltem Flusswassers. Bei Indianernationen des pazifischen Nordwestens ist diese Übung eine der vielen Vorbereitungen eines Mädchens, bevor sie den Übertritt in die Frauenwelt tätigt.

Braucht man Mut, um vor nackten, rauchenden und Bier trinkenden Isarbesuchern heilige Tänze aufzuführen? Ich weiß nicht ob es sich hierbei um Mut handelt. Aber ein wenig komisch ist das anfänglich schon. Aber mit jeder Runde des Tanzes gewinnen ich und die Formation an Rhythmus und Sicherheit.

Das Thema Mut begleitete uns weiter an unserem hoch sommerlichen Schultag. Zivilcourage ist das Stichwort. Erfahrungen werden getauscht (Hilfe holen ist genauso wirksam wie Hilfe leisten), Sorgen geteilt (Beherztes Eingreifen im Alltag ist heute seltener als vor 30 Jahren) und Wissen weitergegeben. (An jeder S-Bahntüre kann man im Krisenfall sofort Sprechverbindung mit dem Zugführer aufnehmen.) Es waren Gespräche der Erwachsenen am Feuer, aber alle Kinder waren in Hörweite. Und so konnte jeder am Gespräch teilhaben und sich das herausziehen, was gerade für den- oder diejenige bedeutsam war.

 

 

10.05.2009 - Tiefe und Leichtigkeit (Kilian)

Heute war die Sonntagsschule so entspannt und verspielt, wie das traumhafte Frühlingswetter nahelegte - und zugleich so ernsthaft und voll wichtiger schulischer Inhalte wie selten.
Steine über das Wasser springen lassen, die Sonne genießen: Das war heute ein Hauptpunkt. Ein Trupp wagte den Weg durch die reißende Strömung und erkundete die Konstruktion des Wehrs - ein nasses Unterfangen, was aber bei diesen Temperaturen ein Riesenspaß ist. Die Zeugnisse der Geschicklichkeit beim Feueraufbau oder Messerwerfen hatten wie oft ihren Platz. Gleichzeitig aber entstand, als Geschenk an das kleine Volk, ein dem traditionellen Vorbild getreuer, in zeremonieller Weise erstellter Schwitzhüttenplatz mit bereitgestelltem Feuerholz, Hütte und allem, was dazugehört. Der heilige Brauch des Erntens verwies darauf, wie im Kreis des Lebens alles verbunden ist, jenseits von Geburt und Tod. Passend dazu tauchten Fragen auf: Nach dem Einfluß des Mondes auf unsere Physis, weiblichem Zyklus, alten Traditionen der Reinigung in Amerika, Asien und Europa und nach den kleinen Übungen des Bewußtseins im Alltag traditional lebender Indianer. Was kommt als erstes am Morgen? Ein Lied? Was kommt als letztes am Abend?
Den an der Fischtreppe verkeilten Baum zu befreien, mußte bis zum nächsten Mal warten. Dafür schmeckten die über dem Feuer gegrillten Würstchen mal wieder hervorragend.

 

 

05.04.2009 - Maßstabstreue (Florian)

Wir erkannten unser Land kaum wieder, als wir zum angestammten Platz kamen. Überall nur Wasser. Nur die höchsten Kiesbänke konnten sich gegen den Wasserstand behaupten. Das bleibt eines der spannenden Abenteuer jeden Monat. Die Neuentdeckung und –erschließung des sich ständig wandelnden Platzes mit seinen jeweils eigenen Möglichkeiten.

Es wurde wieder gebaut in der letzten Sunday School. Die Bambusrohre dienten dazu neue Formen zu konstruieren. Bunte Steinpyramiden und –brücken wuchsen ein kleines Stück weit in den sonnengetränkten Himmel. Ein großes aber zu nasses Floß und ein kleines Strohboot ergänzten die sonntäglichen Tagwerke. Besondere Aufmerksamkeit erhielt ein Tipi, dass im Kleinstformat aber nach den selben Bauregeln und mit entsprechenden Materialien erstellt wurde, wie seine großen Geschwister. In mehreren Arbeitsschritten wurden zunächst drei Stangen miteinander verbunden und dann mittels Hebelwirkung aufgerichtet. Die unteren Pfostenenden wurden so weit auseinander gezogen, dass ein stabiles Dreibein entstand. Dieses wurde dann noch genau über die ausgewählte Feuerstelle geschoben. Dann wurden 9 weitere Stangen um das Grundgerüst arrangiert. Die vorher mit Rauchabzug und Eingangsöffnung präparierte Zeltplane wurde an einem Seil über das Gerüst gezogen. Am anderen Ende des Seils war ein kleiner Stein befestigt, der über den Apex des Gerüsts geworfen wurde. Die Plane konnte hochgezogen werden und musste nur noch seitlich zurecht gerückt werden. Im Inneren entstand dann sogar noch die anfangs erwähnte Feuerstelle und schon war eine kleine Behausung fertig.

 

 

08.03.2009 - Durch Dunkel und Kälte (Kilian)
Es ist so weit: Erstmals stellt sich in der Sonntagsschule jemand der Prüfung zum Erwachsenwerden. Die Vorbereitungen waren schon aufregend, bewegend. Jetzt verspricht das Wetter, ernstlich zur Prüfung zu werden. Wind, starkes Schneetreiben, feuchte, klamme Luft: Das Feuer muß in Gang bleiben. Abschied von der Familie, von den Freunden der Kindheit: Einen Weg zurück gibt es nicht. Der letzte Trommelschlag verklingt, die Nacht sinkt, allein, eng umfaßt bleibt der Knabe von Schneetreiben, randlosem Dunkel um die klein gehaltene Feuerstelle, die Leere windwendisch gefüllt allein vom Rauch, den Flocken und dem stetigen Rauschen des Flusses.
Unversehens, nach Stunden, reißt die Wolkenhülle, sternenklare Weite fällt ein, es wird beißend kalt, Feuer und Mensch halten sich gegenseitig. Strenge Stunden des Wartens.
Dann: ein fulminanter Sonnenaufgang. Der erste ferne Klang von Trommeln. Durch Männerkehlen der tiefe Klang der Alten. Und dann sind alle neu vereint: Der neuangekommene Mann, die Gemeinschaft, die jetzt sich dank dieses Moments neu als solche erkennt. Christen, Moslems, Bhuddisten und andere stehen vereint, spüren: Dies ist ein elementarer Moment des Menschseins, dies ist eine erlebte Wahrheit, die wir alle in Frieden und Freude teilen und anerkennen können, was auch immer unser persönlicher Glaube und Bekenntnis.
Wir sind dankbar für diesen Moment der Schönheit und alle, die den Weg gezeigt  hatten, und alle, die ihn initiiert oder begleitet haben.

 

 

08.02.2009 - Weisse Sonne auf grauem Tuch (Kilian)

Unser Klassenzimmer empfing uns heute mit dichtem Schneetreiben und einer schweren Wolkendecke über dem Tal. Die sonnigen Tage zuvor hatten von dem Eisturm vom Januar nur Trümmer zurückgelassen, diese in sich geborsten wie Lilliputanerbasalt. Die Plane, über die Ausrüstung gebreitet, war in Sekunden von einer Lage nasser, wieder schwindender Kristalle bedeckt. Kalt werdende Finger gaben Rhythmus und Ziele vor. Zwar schmolz der Schnee, wie er fiel, doch fiel er in Dichte weiter. So verging der Plan des Bogenschießens. Aber auch der Zweifel, ob ungeübte Kinderhände mit einer augenblicklich nasser werdenden Zündholzschachtel ein Feuer in Gang bekommen würden, schmolzen dahin. Nur Mut, und nicht aufgeben! Der Bau eines Windschutzgestells aus den kurzen Bambusstäben wurde zur Herausforderung für sich rasch versteifende Hände. Immerhin: Das Aufbrechen des Eispanzers gerät nie außer Mode, und das Grillen und Teetrinken am Feuer bei diesem Wetter erst recht nicht. Tanz der vier Richtungen und Stocktanz lockten auch diesmal nur die "Kinder" mit den grauen Strähnen an. Und dann, unversehens und unerwartet, kündigt sich vor diesem grauen Hintergrund ein großes Ereignis an, und auf die Menschen unten, von der schieren Ankündigung tief berührt, antwortet der Himmel, und lässt für den Moment der Herzensbewegung kurz ein Fenster zu einer fahlen, weißen Sonne auf. Als Minuten später das Feuer aus und der Dankgesang verklungen, bleibt wieder grau und unbewegt der Himmel, gleich einem schweren Tuch, als wäre nichts gewesen.

 

 

11.01.2009 - Der schiefe Turm von Isar (Florian)

Minus 10 Grad – Wahrscheinlich die kälteste Sunday School bislang. Also Feuer machen. Und dieses gut dosieren. Es musste warm genug sein, die periodisch herankommenden Kinder zu wärmen, aber nicht so groß werden, dass das mitgebrachte Feuerholz zu schnell verbraucht war.

Die Zeit am Feuer war für alle immer nur kurz. Zu aufregend war das Gelände heute. Sowohl oberhalb als auch unterhalb der Stufe war das Wasser gefroren. Bis zu 7 cm dick war das Eis. Es trug, selbst wenn man große Platten in Ufernähe mit Hammer, Meißel, Beilen und Sägen herauslöste. Und von diesen Platten wurden viele benötigt. Die tiefen Temperaturen erlaubten es uns mit Eisplatten zu bauen, die mit „Mörtel“ aus einer Wasserflasche verklebt wurden. Das Wasser aus der Flasche gefror sehr schnell und verband so die angrenzenden Eisplatten. Im Laufe des Vormittages arbeiteten wir uns auf über zwei Meter Höhe hoch. Das Verkleben wurde dabei immer schwieriger, da die Temperaturen mit der, hinter den Bäumen hervorkommenden Sonne, stetig anstiegen. Jeder Klebevorgang erforderte jetzt noch mehr Gefühl, was die Wassermenge betraf und etwas mehr Geduld. Im Sonnenlicht leuchtete der „schiefe Turm von Isar“ wundervoll, aber es bildeten sich auch schon erste Eiszapfen vom herunter laufenden Wasser.

 

 

 

 

 

 

 

 

Im letzten Jahr kamen auch die Erwachsenen zu ihrem eigenen Programm. Traditionelle Tänze standen genauso auf dem Programm wie der erst vor 14 Jahren in Blaubeuren von Dhyani und Tom Seven Hawks entwickelte "Stocktanz".

 

Hier tanzen Miriam und Thomas.